Chronik

Auf Anregung der pferdehaltenden Landwirte in Wittgenstein kam es am Dienstag, den 10. Februar 1948 im Hotel Patt, Erndtebrück zur Gründung der Hengsthaltungsgenossenschaft für den Kreis Wittgenstein. Dieser Genossenschaft gehörten 42 Personen an. Der Anteil jedes Mitgliedes wurde mit 500 Reichsmark (RM) festgelegt und der Jahresbeitrag sollte bei 10 RM liegen. In der Gründungsversammlung wurde die unverzügliche Anschaffung eines Kaltbluthengstes jüngeren Alters beschlossen. Als Hengsthalter wurde Herr Karl Wurmbach aus Bad Berleburg-Gunsetal bestimmt. 

 

Doch wie kam es zur Gründung der Hengsthaltungsgenossenschaft? 

 

Herr Landwirtschaftsrat Hans Seidenstücker wies in der Gründungsversammlung darauf hin, daß nach der Viehzählung im Dezember 1947 der Pferdebestand mehr als 500 Pferde aufwies im Vergleich zur letzten Zählung von 1938, wo 328 Pferde registriert wurden. Die Ausdehnung des Bestandes an Pferden beweise das Interesse an der Pferdehaltung in Wittgenstein. Außerdem gab Herr Seidenstücker zu bedenken: "Der weite Weg zu den außerhalb des Kreises gelegenen Hengststationen sei der Trächtigkeit der Stuten nicht gerade förderlich, ungerechnet der sonstigen Umstände und Unkosten". Daher kam es zur Gründung dieser Genossenschaft. 

 

Herr Seidenstücker versäumte nicht darauf hinzuweisen, daß alle bisherigen Bemühungen zur Hebung der Pferdezucht keinen dauernden Erfolg gehabt hätten (siehe Kapitel 1). 

 

Ungeachtet dieser negativen Aussichten kam es am 10. Februar 1948 zur Gründung der Hengsthaltungsgenossenschaft für den Kreis Wittgenstein. Als Vorsitzender wurde Herr Christian Afflerbach aus Schameder gewählt. Des Weiteren gehörten dem Vorstand Herr Hugo Claudi aus Womelsdorf, Herr Georg Heinrich Saßmannshausen aus Birkefehl und Herr Karl Wurmbach aus Bad Berleburg an. In den Aufsichtsrat wurden die Herren Karl Strohmann, Fritz Treude, Wilhelm Wickel, Heinrich Grübener-Huss und Heinrich Krämer-Jeide gewählt.

 

Das erste Jahr war geprägt von viel Arbeit, Mühe und Sorgen. Am 6. März 1948 wurde in einer gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat der Beschluß gefaßt, den Hengst Goldlack II, des Herrn Heinrich Wiesmann-Hermann aus Henrichenburg (Kreis Recklinghausen) zu erwerben. Der Verkäufer wünschte als Bezahlung Holz für zwei Remisen.
Im März 1948 wurde der Hengst Goldlack II beim Bauern und Gastwirt Karl Wurmbach aufgestellt. Der Hengst fand, wie aus dem Protokoll zu entnehmen, beim Vorstand und beim Aufsichtsrat allgemeinen Anklang. Der Kauf war aber noch nicht abgewickelt, so daß der Hengst aus rechtlicher Sicht geliehen war. 

 

Die Höhe des Deckgeldes wurde beschlossen. Mitglieder mußten 70 Pfund Hafer, 20 Pfund Heu und 30 RM und Nichtmitglieder 70 Pfund Hafer und 40 RM bezahlen. Der Hengsthalter erhielt als Entschädigung 50 % des vereinnahmten Deckgeldes. Im Mai spitzte sich die Situation um den Hengst Goldlack II zu, da dieser nur eine Deckerlaubnis bis zum 31. Juli 1948 hatte und eine Weiterkörung ungewiß war. Auf der Körung der älteren Hengste vom 19. - 24. Juli 1948 wurde der Leihhengst Goldlack II abgekört. Das Köramt gab an, daß aufgrund der großen Nachfrage nach Zuchthengsten im Jahr 1947 die Körkommission gezwungen war, die Ansprüche bei der Beurteilung der Hengste hinsichtlich der allgemeinen Qualität niedriger zu halten. Da dieser Engpaß nun (1948) überwunden sei, wurde der Hengst Goldlack II nicht mehr gekört. 

 

Am 29. Oktober 1948 wurde von der Hengsthaltungsgenossenschaft auf der Hauptkörung in Münster der Hengst Edzard, geb. am 11. Mai 1945, von Herrn Wiesmann-Herrmann aus Henrichenburg, dem gleichen Besitzer wie Goldlack II, gekauft. Dadurch erledigte sich der Streit mit Herrn Wiesmann-Herrmann, Goldlack II wurde vom Hengsthalter Wurmbach für 1.900 DM erworben. Herr Landwirtschaftsrat Hopp berichtete, daß die im Hengst Edzard vertretenen Blutlinien Espoirväterlicherseits und mütterlicherseits Cristal de Bale bekannte und bewährte Linien seien. 

Der Kaufpreis betrug 50 fm Rundholz. Die Bezahlung in Holz kam durch die Unsicherheit im Rahmen der Währungsreform zustande. Die Entschädigung für den Hengsthalter Wurmbach wurde neu verhandelt und auf 750 DM festgelegt. 

Die Holzlieferung wurde durch das Forstamt Aue im Jahr 1949 übernommen . Die 50 fm wurden der Genossenschaft mit 2.465,40 DM in Rechnung gestellt, zuzüglich der Abfuhrkosten zum Verkäufer.

 

In der Generalversammlung vom April 1949 wurde beschlossen, den Hengst, Stuten mit Fohlen, Stuten und die 1- und 2jährigen bei der Kreistierschau auf dem Stünzel auszustellen. Das erste mal nach langer Zeit, daß wieder Pferde mit auf dem Stünzel präsentiert werden sollten. 

 

Des Weiteren wurde beschlossen, ein Fohlengeld von 20 DM von Mitgliedern und Nichtmitgliedern zu erheben.
In der Decksaison 1949 wurden 38 Stuten gedeckt. Durch die relativ niedrige Zahl an Bedeckungen war die finanzielle Lage so ernst, daß Herr Seidenstücker in einer Sitzung erklärte, die Haltung des Hengstes sei nur möglich, wenn dieser voll als Arbeitspferd in der Landwirtschaft eingesetzt würde und sich dementsprechend die Hengsthaltung verbillige. Durch die angespannte Finanzsituation gab es immer wieder Auseinandersetzungen mit dem Hengsthalter Wurmbach über die Höhe der Entschädigung. Das Vordringen des Schleppers führte zu einem Rückgang der Pferdepreise und bereitete der Genossenschaft Sorge. 

 

 

Die Vertreter der Landwirtschaftskammer gaben zu bedenken, daß sich die Pferdezucht nur bei einer sparsamen und wirtschaftlichen Haltung der Pferde einigermaßen behaupten könne. Im Jahr 1950 ging die Zahl der Bedeckungen auf 18 zurück. Auch 1951 war für die Hengsthaltungsgenossenschaft ein schweres Jahr. Durch die rückläufigen Pferdepreise sei die Zahl der gedeckten Stuten stark zurückgegangen. Damit die Kosten bei der Vereinsführung gedeckt werden konnten, beschloß man, einen Mitgliedsbeitrag von 5,- DM zu erheben. 

 

Da der Hengst Edzard bis 1953 gekört war, kam es am 28. Oktober 1953 in Münster zum Kauf des am 10. Mai 1951 geborenen Hengstes Enoch. Wie aus dem Protokollbuch hervorgeht, war der Hengst Enoch leichter als der Hengst Edzard und sehr gängig. Vater des Hengstes war Egerländer III und die Mutter war Amanda von Gemen. Der Vorstand war sich einig, daß der Kaufpreis von 1.900,- DM sehr günstig war. Da das westfälische Pferdestammbuch eine Beihilfe von 800,- DM gewährte, mußte der Verein noch 1.100 DM aufbringen. Für den Hengst mußte ein neuer Hengsthalter gesucht werden, da man sich mit dem Hengsthalter Wurmbach überworfen hatte. Als neuer Hengsthalter fungierte der Landwirt Rudolf Nölling aus Womelsdorf . 

 

Bei der Jahreshauptversammlung am 30. Dezember 1953 wurde die Hengsthaltungsgenossenschaft in Verein zur Erhaltung der Pferdezucht im Kreise Wittgenstein umbenannt; dies hatte steuerliche Gründe.

 

Ende des Jahres 1954 stand dem jetzigen Verein neues Ungemach ins Haus. Der Hengsthalter Nölling hatte kurzfristig gekündigt und die Suche nach einem neuen Hengsthalter gestaltete sich schwierig. Bis 1959 fungierte dann Herr Edmund Vongehr, Pächter des landwirtschaftlichen Betriebes Knebel, Rinthe, als Hengsthalter.

 

In der Jahreshauptversammlung am 25. Februar 1956 wurde eine neue Satzung verabschiedet. Da die Genossenschaft zu einem Verein geworden war, beschloß man, den Aufsichtsrat aufzulösen und stattdessen den Vorstand zu erweitern. Als Vorsitzender wurde Herr Christian Afflerbach wiedergewählt.

 

1957 hatte der Hengst Enoch 15 Stuten und 1958 7 Stuten gedeckt.

 

Bei der Jahreshauptversammlung am 7. Januar 1959 wurde die Haltung eines Haflingerhengstes angesprochen. Damals gab es in Wittgenstein zwei Haflingerhengste und zwar bei Herrn Ludwig Winter und Herrn Ernst Bald. Es kam aber zu keinem Beschluß hinsichtlich des Ankaufes eines Haflingerhengstes. Die als Gäste geladenen Haflingerzüchter Ernst Bald, Ludwig Winter und Adolf Hedrich baten um Aufnahme in den Verein. Dem Antrag auf Aufnahme in den Verein wurde stattgegeben. Die Haflingerzüchter wurden aber von einigen Kaltblutzüchtern kritisch beäugt. Die Mitgliederzahl lag 1959 bei 39 Personen. 

 

1959 wurde Herr Albert Aryceus Hengsthalter des Vereins.

 

Damit begann eine lange Periode, die bis heute anhält. Nach dem Tod von Herrn Albert Aryceus übernahm sein Sohn Ernst-Albert im Jahr 1992 die Hengsthaltung. Wahrlich ein Bild für Beständigkeit und ein Ausdruck großer Verbundenheit mit der Kaltblutzucht. 

 

1960 wurden 6 Stuten vom Hengst Enoch und 5 Stuten vom Haflingerhengst Elch, der im Altkreis Brilon stand, gedeckt.
Im gleichen Jahr gab es Überlegungen, mit Hilfe des Westfälischen Pferdestammbuchs Haflinger aus Österreich zu kaufen, dies wurde dann aber wieder verworfen. 

Am 28. Dezember 1960 wurde der im Oktober gekaufte Hengst Telemark, geb. am 7. April 1958 von den Vorstandsmitgliedern besichtigt.
Wie die Jahre davor ermahnte der Wirtschaftsberater Wilhelm Tiemann auch 1960 die Vereinsmitglieder, mehr Stuten decken zu lassen, um den Nachwuchs im Kreis Wittgenstein zu sichern. Nach seiner Aussage müßten jährlich 30 Fohlen geboren werden, tatsächlich waren aber in den letzten Jahren nur 6 - 7 Fohlen geboren worden. 

Bei der Jahreshauptversammlung 1963 trat der Vorsitzende Christian Afflerbach nach 15 Jahren an der Spitze des Vereins zurück. Als Nachfolger wurde Herr Ludwig Kaiser aus Birkelbach gewählt. Herr Afflerbach wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Vorstand setzte sich 1963 wie folgt zusammen: Vorsitzender Herr Ludwig Kaiser, 2. Vorsitzender Herr Hugo Claudi, H.-G. Saßmannshausen und im Beirat die Herren Karl Strohmann, Fritz Treude und Ludwig Winter.

Im Jahr 1966 wurde der Hengst Telemark für 4.500 DM in die USA an eine Brauerei verkauft. Als neuer Hengst wurde der Hengst Ergo angeschafft.
Im Jahr 1967 wurde nach der Verabschiedung des langjährigen Geschäftsführers Oberlandwirtschaftsrat Hans Seidenstücker, der Wirtschaftsberater Wilhelm Tiemann aus Benfe zum neuen Geschäftsführer gewählt. Er hatte schon vorher neben Herrn Seidenstücker, die Betreuung des Vereins wahrgenommen. Ebenfalls in dem Jahr wurde der Hengsthalter Albert Aryceus in den Vorstand gewählt. Wieder unternahmen einige Vereinsmitglieder den Anlauf und beantragten die Abstimmung darüber, ob der Verein einen Haflingerhengst kauft. Nach langer Diskussion wurde der Ankauf zurückgestellt. Bei der Versammlung im darauffolgenden Jahr wurde aber beschlossen, daß die Kleinpferdebesitzer, die im Verein sind und bei denen kein Kleinpferdehengst in unmittelbarer Nähe aufgestallt ist, 45,- DM als Entschädigung für den zusätzlichen Anfahrtsweg mit ihrer Stute erhalten.

 

Da der Hengst Ergo laut eines Gutachtens des Tiergesundheitsamtes Münster zuchtuntauglich war, wurde 1967 der Hengst Eparch gekauft. Da viele Stutenhalter, die ihre Stuten decken ließen, keinen Hafer mitbrachten, beschloß man, das Deckgeld um 10,- DM zu erhöhen und diese 10,- DM als Hafergeld dem Hengsthalter zu geben.

 

1972 wurden die Weichen gestellt, den Verein für Züchter aller Rassen zu öffnen. Am 28. November 1972 fand eine Besprechung mit Dr. Dohmen statt. Dabei führte Herr Dr. Dohmen aus, daß in NRW 1972 noch 95% der Pferdezucht in bäuerlicher Hand sei und die Pferdehaltung für den Landwirt durchaus eine zusätzliche Einnahmequelle bedeuten könne. Die Kaltblutzucht habe nach seiner Meinung keine Bedeutung mehr. Sie müsse aber unbedingt erhalten bleiben, da das Kaltblut in gewissen Regionen, z.B. im Kreis Wittgenstein, noch eine wirtschaftliche Bedeutung habe. Die Hauptrolle spiele jedoch die Warmblutzucht, die im hiesigen Raum ebenfalls mit Erfolg betrieben werden könne, jedoch durch Klima und topographischer Gestaltung mehr Aufwand erfordere als in anderen Regionen. Dagegen böte sich das Wittgensteiner Land für die Haflingerzucht geradezu an. Sonstige Rassen wie Fjordpferde und andere Kleinpferde würden nach seiner Aussage keine größere Bedeutung erlangen. Dr. Dohmen machte den Vorschlag alle interessierten Pferdezüchter, ganz gleich welche Rassen sie züchten, in den Verein aufzunehmen. 

 

Nach einer angeregten Diskussion wurde beschlossen , bis zur nächsten Generalversammlung Vorschläge vorzubereiten, die die Aufnahme neuer Mitglieder regelt. 

 

Auf der Generalversammlung am 21. März 1973 wurde Herr Carl-Hermann Lenneper als Nachfolger von Herrn Wilhelm Tiemann zum Geschäftsführer gewählt. Die vorbereitete Satzungsänderung erfolgte, so daß sich der Verein auch für Züchter anderer Rassen öffnete. Aufgrund dieser Öffnung traten bei der Generalversammlung spontan 7 Personen dem Verein bei, darunter auch der Kreislandwirt Günter Menn.

 

Bei der Versammlung wurde auch eine andere weitreichende Entscheidung getroffen. Die Hengsthaltung wurde nicht mehr vom Verein getragen. Nach Verhandlungen war das Landgestüt bereit, einen Landbeschäler (LB) bei Albert Aryceus in Wittgenstein aufzustellen, obwohl der Pferdezuchtverein keine Zusagen machte hinsichtlich der Forderung des Gestüts, 20 Bedeckungen pro Saison zu gewährleisten. Der von Warendorf aufgestellte Hengst Amis deckte dann in 1973 17 Stuten. Der vereinseigene Hengst Armand wurde dem Hengsthalter Albert Aryceus kostenlos als Entschädigung für die jahrelange Hengsthaltung überlassen. Der Hengst Armand wurde 1973 vom Landgestüt gekauft. 

 

Die Situation bei den Haflingern sah folgendermaßen aus: ein Hengst stand bei Herrn Lückel, Dödesberg, und ein weiterer Hengst bei Herrn Afflerbach in Womelsdorf. Bei Ankauf eines Haflingerhengstes durch ein Mitglied sollte von Fall zu Fall über eine Ankaufhilfe entschieden werden.

 

Ebenfalls bei dieser Versammlung wurde der Jahresbeitrag von 5,- DM auf 20,- DM angehoben. Dieser Mitgliedsbeitrag gilt bis zum heutigen Tag.
Wenn man diese Generalversammlung rückblickend betrachtet, war sie richtungsweisend und die richtigen Entscheidungen für die weiter Entwicklung des Vereins wurden hier getroffen. 1973 lag die Mitgliederzahl bei 43 Personen. 

 

Erstmalig 1973 wurde vom Verein eine Lehrfahrt unternommen, es ging nach Oberbayern. Über die Lehrfahrten wird im Kapitel  "Lehrfahrten des Pferdezuchtvereins Wittgenstein e. V." ausführlich berichtet.

 

1974 wurden 19 Kaltblutstuten und 70 Haflingerstuten gedeckt. Der Mitgliederbestand betrug 53.

 

Durch die kommunale Neugliederung wurde für den Verein eine Namensänderung notwendig. Der Verein heißt seit Februar 1975 Pferdezuchtverein Wittgenstein e.V. Erstmalig und einmalig wurde in 1975 Vereinsmitgliedern ein zinsloses Darlehen von 2000,- DM, rückzahlbar in drei Jahren, für den Ankauf eines Haflingerhengstes der Zuchtwertklasse 1 gewährt; es wurde der Hengst Hofgast angeschafft. 

 

Für das Jahr 1975 wurden 24 Bedeckungen von Kaltblutstuten durch Amis und 83 Bedeckungen von Haflingerstuten (Hofgast 34, Nodo 28 und Siegfried 21) gemeldet. In der Vereinsspitze gab es 1976 einen Wechsel, da Herr Ludwig Kaiser aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz abgab und Herr Ludwig Winter zu seinem Nachfolger gewählt wurde. 1976 wurde erstmalig Herr Hans-Hermann Müller in den Vorstand gewählt. In dem Jahr wurde auch ein Winterfest in Wemlighausen veranstaltet. Da dieses Fest von den Vereinsmitgliedern gut angenommen wurde, beschloß man, jedes zweite Jahr ein Winterfest abzuhalten. 

1976 deckte der Landbeschäler Amis 15 Stuten, bei den Haflingern gab es 89 Bedeckungen.

 

1977 fand nur noch eine zentrale Stutenschau in Wittgenstein statt und zwar auf der Leimstruth. Die Jahre davor waren die beiden Orte Bad Berleburg und Leimstruth Stutenschauplätze. Diese Änderung wurde vom Vorstand begrüßt, da durch die Zentralisierung bessere Vergleichsmöglichkeiten bei den Pferden gegeben waren und die Veranstaltung organisatorisch besser zu bewerkstelligen war.

 

Im Jahr 1979 baten Warmblutzüchter aus dem Siegerland um Aufnahme in den Verein. Dies wurde mit dem Hinweis abgelehnt, daß der Pferdezuchtverein auf den Altkreis Wittgenstein beschränkt sei und aus der Tradition der Vereins und seiner ursprünglichen Aufgabenstellung heraus, sei auch in Zukunft die bäuerliche Pferdezucht, auf Wittgensteiner Verhältnisse zugeschnitten, als wichtigste Aufgabe des Vereins anzusehen. Diese Einstellung hat sich bis heute nicht geändert und führte 1997 zu einer entsprechenden Anpassung der Satzung, wonach die Mitglieder ihren Wohnsitz in Wittgenstein haben müssen.

 

Bei der Generalversammlung 1980 trat Herr Ludwig Winter als Vorsitzender zurück. An seiner Stelle wurde Herr Hans-Hermann Müller gewählt, der den Vorsitz bis heute innehat.

 

1980 wurden 24 Kaltblutstuten und ca. 70 Hafligerstuten gedeckt. Da der Verein es unter anderem als eine wichtige Aufgabe ansah und ansieht Tierschauen zu beschicken, kam es 1980 zur Ausrichtung eines Übungsabends "Vorstellen und Führen von Pferden" durch den Gestütswärter Kißling aus Dillenburg. 

Die Stutenschau wurde in 1980 erstmalig auf dem Stünzelplatz abgehalten und bei diesem Austragungsort ist es bis heute geblieben. Eine gute Entscheidung, und so konnte sich der Tag der Stutenschau auf dem Stünzel zu einem festen Tag im Terminkalender der Wittgenstei ner Pferdezüchter entwickeln.

 

1981 begann eine gute Tradition, denn die besten Fohlen der vier Gruppen Kaltblut, Warmblut, Haflinger und Kleinpferde, die von Mitgliedern des Pferdezuchtvereins auf der Stutenschau vorgestellt werden, erhalten bei der Generalversammlung eine Auszeichnung. 

 

Seit 1982 erhalten alle Züchter, die auf der Stutenschau ein Fohlen präsentieren, eine Erinnerungsplakette. Diese Idee wurde mittlerweile von einigen anderen Stutenschauplätzen übernommen. Als Landbeschäler war der Hengst Trumpf, der 1981 Siegerhengst bei der Hengstkörung war, im Einsatz. Die Zahl der Bedeckungen bei den Kaltblütern erreichte einen erfreulichen Stand von 34, bei den Haflingern wurden 65 Stuten von den Hengsten Hofgast und Atlas gedeckt. Da das Winterfest des Vereins sehr schlecht besucht war und die Besucherzahlen die Jahre davor auch immer mehr abnahmen, stellte man dieses Fest ein. 

 

1984 wurden 23 Stuten vom Kaltbluthengst Trumpf und 19 Stuten vom Kaltbluthengst Jason (Knebel, Stünzel) gedeckt. Über die Bedeckungen bei den Haflingern lagen keine Zahlen vor.

 

1985 wurde beschlossen, den Vorstand um zwei Personen zu erweitern. Der Vorstand bestand 1985 aus Hans-Hermann Müller, Friedrich-Wilhelm Becker, Richard Lange, Herbert Knebel, Ludwig Kaiser jun., Georg Dreisbach und dem Geschäftsführer Carl-Hermann Lenneper.

 

1985 wurde erstmalig eine Veranstaltung durchgeführt, die aus dem Vereinsleben des Pferdezuchtvereins nicht mehr wegzudenken ist, der Kutschentreff. Er fand an zwei Tagen, dem 3. und 4. August 1985 mit 23 Gespannen für die Kutschfahrt und 26 Gespannen für das Geschicklichkeitsfahren statt. Austragungsort war damals der Jägersgrund in Schameder. Heute findet der Kutschentreff regelmäßig auf dem Festplatz Stünzel statt und ist zu einer festen Einrichtung des Vereins geworden. 

 

1986 fand mit 12 Teilnehmern erstmals ein Fahrlehrgang statt, der vom 4. bis 18. April mit Herrn Buddenberg durchgeführt wurde und zur Erlangung des bronzenen Fahrabzeichen führte. Der Verein gewährt jedem Mitglied für den ersten Grundlehrgang im Fahren einen Zuschuß von 150,- DM.

 

Auf der Generalversammlung am 28. Februar 1986 war Dr. Dohmen zu Gast, der wie im Jahr 1973 auch, ausführte, daß die Warmblutzucht im Raum Wittgenstein aufgrund des Klimas und der Landschaft immer teurer sei als auf den besseren Standorten. Die gute Qualität der Kaltblut- und Haflingerzucht in dieser Region zeige jedoch, das diese Rassen problemlos in Wittgenstein gehalten werden können.

 

Auf der Generalversammlung am 27. Februar 1987 stellte sich Dr. Maahrens als neuer Geschäftsführer des westfälischen Pferdestammbuchs vor und referierte über den Stand der Pferdezucht in Westfalen.

 

1988 fand anläßlich des 40jährigen Bestehens des Vereins am 14. August auf dem Stünzel eine Sonderschau statt. Vormittags wurde eine Zuchtschau abgehalten und nachmittags die Zugleistungs- und Kutschwettbewerbe. 

 

Seit 1990 ist der Verein Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Haflingerzüchter und -halter in der BRD (AGH). 

 

1992 wurde vom Verein ein Prospekt über die Pferdehaltung und Pferdezucht im Bergland Wittgenstein herausgegeben. Hier wird unter anderem ausgeführt: "Die gesamte Wittgensteiner Pferdezucht befindet sich sowohl in der Zucht als auch im Sport auf einem hohen Niveau. Die Konkurrenz auf nationaler und sogar internationaler Ebene braucht der Wittgensteiner Pferdezüchter nicht zu scheuen". Ein schöner Erfolg der Züchter. Auf die Darstellung der Zuchterfolge wird in dieser Festschrift verzichtet, da eine lückenlose Darstellung der Zuchterfolge aufgrund des vorhandenen Datenmaterials nicht möglich ist und auch den Rahmen sprengen würde. Die Wittgensteiner Pferdezüchter haben aber herausragende Erfolge vorzuweisen, vor allem in der Haflinger- und Kaltblutzucht. Der Mitgliederstand 1992 lag bei 132 Personen.

 

Auf der Generalversammlung am 9. Februar 1996 ging eine lange Ära zu Ende. Der Geschäftsführer Carl-Hermann Lenneper wurde auf eigenen Wunsch nach 23jähriger Tätigkeit für den Verein verabschiedet. In dieser Zeit hat er sich große Verdienste um den Verein erworben. Als Nachfolger wurde Herr Karsten Naujoks gewählt. 

 

Im Jahr 1998 stellt sich der Pferdezuchtverein als mitgliederstarker (155 Mitglieder) und finanziell gesunder Verein dar. Der Verein hat sich den Veränderungen während der 50jährigen Geschichte immer wieder gestellt, den notwendigen Wandel innerhalb des Vereins vorgenommen, ohne seine Wurzeln zu vergessen.

 

Dem Vorstand gehören im Februar 1998 die Herren Hans-Hermann Müller (Vorsitzender), Friedrich-Wilhelm Becker (stellvertretender Vorsitzender), Heinz-Hermann Böhl, Helmut Fuchs, Heinz-Hermann Knebel, Reinhold Müller, und Karsten Naujoks (Geschäftsführer) an.

 

Der Pferdezuchtverein Wittgenstein e. V. ist ein Verein für Züchter aller Rassen und der Interessierten an Haltung und Zucht von Pferden in Wittgenstein.

 

Die Aufgaben und Tätigkeiten des Vereins sind:


- Züchterische Betreuung der Mitglieder


- Organisation der jährlich stattfindenden Stutenschau auf dem Stünzelplatz


- Beschickung der Tierschauen


- Ausrichtung von jährlich stattfindenden pferdesportlichen Veranstaltungen

- Durchführung von Exkursionen

 

Quelle: Festschrift 50 Jahre Pferdezuchtverein Wittgenstein e.V.